Es trifft vor allem Frauen und Kinder: die Degradierung zur Sex-Handelsware, meist unter Anwendung von physischer und psychischer Gewalt. Diese moderne Form der Sklaverei hat seit Mitte der 1990er Jahre enorm zugenommen. Genährt von einem Mix aus Armut, Gier und Frauenfeindlichkeit.
Der Begriff „Sexhandel“ sei verharmlosend und differenziere zu wenig, kritisiert die Organisation LEFÖ, in Österreich die einzige Anlaufstelle für Betroffene von Frauenhandel (siehe Seite 38). Man solle besser von Frauen oder Betroffenen sprechen, die in die Prostitution gehandelt wurden. Ohne verharmlosen zu wollen, verwenden wir auf den folgenden Thema-Seiten, die wir von unserer Partnerzeitschrift New Internationalist übernommen haben, doch den gängigen Begriff „Sexhandel“. Die journalistische Sprache erzwingt so manche begriffliche Vereinfachung.
Nicht nur der sprachliche Umgang mit dem Phänomen bereitet Schwierigkeiten: auch Gesellschaft, Exekutive und Gesetzgeber sind beim Umgang mit Sexhandel gefordert.
Handel in die Prostitution ist von freiwilliger Sexarbeit zu unterscheiden. Freie SexarbeiterInnen kämpfen gegen ihre Stigmatisierung. Prostitution mit Frauenhandel gleich zu setzen und gesetzlich zu bekämpfen, bedeutet für sie einen Rückschritt auf dem Weg zu mehr Rechten und Anerkennung ihrer Arbeit und mehr Unsicherheit. Wie die Praxis in anderen europäischen Ländern zeigt, richten Gesetze gegen die Prostitution auch nichts gegen den Sexhandel aus.
Es ist auf jeden Fall gefährlich für die Betroffenen, Menschenhandel als Spielart der illegalen Einwanderung zu sehen – und mit rascher Abschiebung zu reagieren.
Um Sexhandel wirksam zu bekämpfen, braucht es ein Zusammenspiel von vielen Faktoren: Aufklärung in den Herkunftsländern, Schutz und eine entsprechende Gesetzgebung für Betroffene in den Zielländern, die Einbeziehung von Sexarbeiterinnen und Freiern und eine sensibilisierte Exekutive. Denn die Anzeichen von Sexhandel werden oft übersehen und traumatisierte Menschen als Kriminelle betrachtet.